-Outpost 14- Das dunkle Tal - Vorgeschichte

Vorgeschichte:
Ein strenger Winter liegt in Afghanistan zurück. Einem Land, das nur Extreme kennt. Sieben Jahre nach dem Sturz der Taliban versuchen Einsatzkräfte der ISAF noch immer vergeblich, das Land wieder aufzubauen. Doch bislang hat es weder die afghanische Marionettenregierung, noch Milliarden ausländischer Entwicklungshilfe geschafft, der Bevölkerung zu einer wirklichen Verbesserung ihres Lebens zu verhelfen. Gelder verschwinden in einem Sumpf aus Korruption und Misswirtschaft und sorgen für immer größer werdende Unzufriedenheit in weiten Teilen der Bevölkerung.

Aber es gibt auch Afghanen, die von der Situation profitieren. Alte Eliten, die schon unter den Taliban ausschließlich in ihre Tasche wirtschafteten und sich mit dem Geld aus Drogen und kriminellen Machenschaften sogut wie unantastbar gemacht haben. Im Westen nennt man sie Warlords. Ihre Gebiete sind wie ein Staat im Staat, mit eigenen Gesetzen.
Für die ISAF sind die Machtverhältnisse nur schwer zu durchschauen. Zum Teil sind die ANA und ANP in diesem Spiel aus Macht und Einfluss nur Zuschauer, wenn sie nicht sogar von den Warlords direkt kontrolliert werden.

Outpost Prolog

Abdul Al Murr weiß wie die Welt funktioniert. Er sah, wie die Russen kamen und gingen. Er sah, wie die Taliban kamen und gingen. Und nun sieht er, wie die ausländischen Besatzer kamen und wieder gehen werden. In all den Jahren war er eine Konstante, etwas das bleibt, in diesem Land, das sich dauernd verändert und in seiner melancholischen Existenz, doch so wie er, immer gleich bleibt.
Er ist einer der ältesten Stammesfürsten im afghanischen Nordosten. Der Begriff Warlord ist für ihn nur ein Wort, das die Ungläubigen ihm gegeben haben.
So vermochte er stets, sich den Veränderungen anzupassen. An diesem Tag ist er als gern gesehener Gast zu seinem Schwager aufgebrochen, dem örtlichen Polizeichef.
Seit geraumer Zeit operieren Aufständische und Taliban aus seinem Gebiet heraus. Dieses Problem muss angegangen werden. Die Aufständischen sind ein Ärgernis, aber die Taliban sind eine Bedrohung. Es sind radikale Glaubenskrieger, die seine Stellung nicht respektieren. Als die selbsternannten Gotteskrieger ihn aufforderten, sie zu unterstützen und er ablehnte, dauerte es keine 3 Tage und man versuchte ihn mit einer Sprengfalle unter seinem Auto aus dem Verkehr zu ziehen. Wie wildgewordene Hunde, bekämpfen sie alles, was nicht auf ihrer Seite steht. Erst vor einigen Tagen wurde die Familie eines Dorfältesten von den Taliban ermordet.

Das Auto biegt in eine alte sowjetische Kaserne ein, die ihre besten Tage schon hinter sich hat, in dem Moment, als sie fertig gestellt wurde. Hier befindet sich das örtliche Hauptquartier der afghanischen Nationalpolizei. Zwei uniformierte grüßen ihn am Tor. Natürlich wird er erwartet. An dem am wenigsten zerfallenen Gebäude macht die Kolonne halt. Eilig hastet sein Schwager herbei, um ihn zu empfangen. Typisch afghanisch, werden überschwängliche Begrüßungen ausgetauscht, während man sich langsam durch heruntergekommene Gänge auf dem Weg zum Büro des Kommandanten macht. Die Stimmung ist heiter bis zu dem Moment, als sich die Bürotür öffnet.

In diesem Moment war Abdul Al Murr zum ersten Mal seit vielen Jahren sprachlos. Am Ende eines langen Tisches saß einer der ausländischen Ungläubigen die sein Land besetzten. Ein schwarzhaariger Mann mit markantem Oberlippenbart. Er war ein US Marine, soviel erkannte er.

"Es würde uns freuen, wenn sie sich zu uns gesellen" sagte der Marine und wurde direkt von einem Afghanen in Marineuniform übersetzt. Abdul Al Murr wusste sofort was hier gespielt wird. Die Aktivitäten der Taliban haben die ISAF auf den Plan gerufen und nun sind sie hier, um auf seinem Gebiet zu operieren. Dafür müssen sie einen Pakt mit dem Teufel eingehen, mit ihm.

Soviel war sicher, die Zeiten würden nun deutlich komplizierter werden, als er noch am Morgen angenommen hatte…




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